Zur Geschichte der Lukaskirche


Beitrag von Pfarrer Frank Seickel (Stand: April 2001)
 Postkarte Luakskirche 1903
Als die Kreuzkirche zu eng wurde für die mehr als 100.000 Gläubigen in ihrem Einzugsbereich, entstanden gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Dresden eine Reihe von Kirchenneubauten. So auch die Lukaskirche, benannt nach dem Evangelisten Lukas, dem wir u.a. die biblische Weihnachtsgeschichte verdanken.
Errichtet wurde die Lukaskirche in den Jahren 1899 bis 1903 nach den Plänen des Leipziger Architekten Georg Weidenbach. Das Kirchenäußere ist geprägt durch den historistischen Stil der Neorenaissance, während im Inneren ursprünglich bereits der Jugendstil dominierte. Die religiöse Absicht, Gott die Ehre zu geben, aber auch das - zumindest unbewusste - Bedürfnis, sich selber und der eigenen Generation und Epoche ein Denkmal zu setzen, gingen in der Lukaskirche - wie auch anderswo - eine untrennbare Synthese ein. Eine „vornehme Adresse“ war die Lukaskirche vor allem in den Jahren 1908 bis 1933, als Hofprediger Johannes Kessler die erste Pfarrstelle innehatte. Er war direkt vom Hof Kaiser Wilhelms II., wo er als Prinzenerzieher tätig war, nach Dresden gekommen. Während des Dritten Reiches gab es unter den damals vier Pfarrern der Lukaskirche sowohl Vertreter der den Nationalsozialismus unterstützenden sog. „Deutschen Christen“ als auch der oppositionellen, von der Gestapo observierten „Bekennenden Kirche“.
Am 13. Februar 1945 wurde die Lukaskirche stark beschädigt. In besonderer Weise betraf dies den Turm und den Altarraum. Jedoch traten, bedingt durch die schwierige Situation der Nachkriegsjahre, noch weitere Folgeschäden auf, so dass auch z.B. die ursprünglich noch gangbare Orgel seit Anfang der fünfziger Jahre nicht mehr spielbar war. Etliche Jahre wurde die Kirche gar nicht mehr genutzt. Die Gemeinde, die vor dem Zweiten Weltkrieg bis zu 28.000 Mitglieder umfasst hatte, war durch die Kriegszerstörungen in der Südvorstadt, aber auch durch die sich abzeichnende Kirchenpolitik der DDR so klein geworden, dass für ein Gotteshaus mit nahezu 1500 Plätzen kaum noch eine geeignete Verwendung schien.
Ende der fünfziger Jahre jedoch entstand die Idee, das Gebäude aufgrund seiner zentralen, aber dennoch ruhigen Lage in der Kunst- und Kulturstadt Dresden für Orchesterproben und Schallplattenaufnahmen zu nutzen. Von 1964 bis 1972 erfolgte der Umbau der Kirche zum Tonstudio. Unzählige Klassikaufnahmen entstanden in der Lukaskirche in den Jahren bis zum Ende der DDR. Doch parallel dazu feiert die Lukaskirchgemeinde seit 1972 wieder ihre Gottesdienste in der Lukaskirche. Und auch sonst ist die Kirche - neben dem benachbarten, 1936 errichteten Gemeindehaus - das Zentrum des Gemeindelebens. Noch heute entstehen CD-Produktionen in der Lukaskirche. Als Veranstaltungsort für Konzerte der unterschiedlichsten Art hat die Lukaskirche in Dresden einen Namen. Zur Kirchgemeinde gehören gegenwärtig etwa 3200 Mitglieder. Aus Spendenmitteln wurde im Jahr 2000 die obere Hälfte der Kirchenhaupttreppe saniert. Eine Initiative hat sich gebildet mit dem Ziel der Rekonstruktion der Turmhaube pünktlich zur 100-Jahr-Feier der Lukaskirche im Jahre 2003. Mit 83 Metern Höhe hätte die Dresdner Südvorstadt dann wieder ein beachtliches Wahrzeichen zurückgewonnen:
Keine „triumphierende“ Kirche, aber vielleicht doch einen Wegweiser in Richtung „Transzendenz“ - oder wenigstens - und auch das wäre schon etwas in unserer von Zweckrationalitäten bestimmten Zeit: eine Freude für die Augen.

Ausführliche historische Texte als PDF-Dateien zum Herunterladen:

Quelle: Webseite der Lukaskirche Dresden
 

Dokument Dateigröße Autor
Die Lukaskirche im Überblick 6,8 KB Pfarrer Frank Seickel
Eine kurze Geschichte der Lukaskirche 11,6 KB Pfarrer Frank Seickel
Grundsteinlegung der Lukaskirche 1899 17,3 KB Pfarrer Rainer Petzold †
Hofprediger Johannes Kessler - Lukaspfarrer von 1908 bis 1933 21,2 KB Pfarrer Rainer Petzold †
Lukas - Arzt, Evangelist, Heiliger 11,4 KB Pfarrer Rainer Petzold †
Diplomarbeit "Wiederherstellung des Turmhelmes der Lukaskirche Dresden" 25,6 MB Dr.-Ing. Regine Ortlepp